Vorwort
Viele, nicht mehr zu zählende Schachpartien habe ich in meinem bisherigen Leben ausgetragen, ob bei Wettkämpfen, Turnieren, Simultanen oder im privaten Umfeld. Jede für sich habe ich ernst genommen und bis zum Ende gespielt.
Aber es gibt einige, die mir bis heute noch im Kopf herumschwirren, die mich nicht zur Ruhe kommen lassen, die mein Schachleben schicksalhaft beeinflusst haben. In stillen Augenblicken sehe ich die Situationen, die Partien und vor allem die Gegner auch heute noch deutlich vor mir, wie in Stein gemeißelt.
Nun, mittlerweile im 80sten Lebensjahr, glaube ich, ist es höchste Zeit, einen Teil dieser Partien aufs Papier zu bringen.
In diesem Buch finden Sie neben meiner liebsten Partie „Hort-Minic“, auch die unglückliche, auf Zeit verlorene gegen Spasskij, die mich den Einzug ins Kandidaten-Halbfinale kostete. Dabei ist auch meine Partie gegen Hug in Skopje, die von der dortigen Jury zur besten der Olympiade gekürt wurde. Ich liebe auch die Partie gegen Lobron, in der seine weiße Dame auf h1 von seinen eigenen Figuren eingemauert, zur Bewegungsunfähigkeit verdammt ist. Dagegen, für die Partie gegen Gligorić, schäme ich mich noch heute, weil ich mehr Glück als Verstand gehabt habe.
Was wären all die Partien, gäbe es nicht auch die lustigen, traurigen und seltsamen Ereignisse rund um die Bretter, die die Welt bedeuten? Berühmte Staatsmänner wie Fidel Castro, Tito und auch Che Guevara habe ich noch persönlich getroffen. Eine kleine Anekdote, Geschichte oder Einführung zu einigen Partien darf darum nicht fehlen!
Vierzig Jahre meines Lebens habe ich im Sozialismus verbracht, die anderen vierzig Jahre in Deutschland, deshalb habe ich die Auswahl der Partien auf 40 beschränkt.
Heute frage ich mich oft, wie ich meinen Schachstil bezeichnen könnte?
Weder war ich ein guter Angriffsspieler noch ein Verteidiger. Mit der Theorie habe ich mich niemals so ausführlich beschäftigt, wie das heute bei den jungen Schachspielern im Zeitalter des Internets der Fall ist. Ich kannte mich also in der Theorie nicht gut aus, dennoch konnte ich mit Weiß und Schwarz praktisch sämtliche Eröffnungen spielen. Das war ein Plus, denn so konnten sich meine Gegner nicht speziell auf mich vorbereiten. Kurzum, ich hatte immer Überraschungen parat. Gerne fischte ich im Trüben, das sah ich als die wirkliche Denk-Herausforderung an. Besonders liebte ich es, die Gegner zu Fehlern zu verführen, was wahrscheinlich meiner Schwejkschen Herkunft geschuldet ist.
Mit Schach habe ich jedenfalls die Welt kennengelernt und viel Schönes erleben dürfen. Dafür bin ich überaus dankbar!
Den Lesern und Schachfreunden wünsche ich viel Vergnügen beim Eintauchen in längst vergangene Schachzeiten!
Herzlichst Ihr
Vlastimil Hort