Mark Dvoretski ist einer der besten Trainer der Gegenwart und ein Erfolgsautor. Sein Bestseller "Die Endspieluniversität" hat viele Schachliebhaber (vom Amateur bis zum Großmeister) begeistert.
Dieses neue Endspielbuch kann man gleichzeitig als Fortsetzung und als Einführung zur "Endspieluniversität" ansehen. An Beispielen von lehrreichen Fehlern aus neuen und aus altbekannten Partien von starken Spielern rufen "die Tragikomödien" in einer sehr unterhaltsamen Form die wichtigsten theoretischen Stellungen in Erinnerung, ergänzen und erklären viele typische Endspielideen und vertiefen so unsere Endspielkenntnisse.
Nur wer dieses Buch gelesen hat, kann in Zukunft solche Fehler sicher vermeiden ...
VORWORT:
Viele Schachspieler haben bereits mein Buch "Die Endspieluniversität" gelesen. Mein neues Buch wird Ihnen helfen, einige wichtige theoretische Stellungen und technische Verfahren wieder in Erinnerung zu rufen, und einige Aspekte der Endspieltheorie (z.B. "Turm und Läufer gegen Turm" oder "das Turmendspiel mit f- und h-Bauern") tiefer zu verstehen.
Es wird uns dazu veranlassen, über die Gründe von Endspielfehlern nachzudenken, die von allen gemacht wurden: von einfachen Schachliebhabern bis hin zu bedeutenden Großmeistern. Damit können Sie in Zukunft solche Fehler vermeiden.
All denjenigen, denen "Die Endspieluniversität" unbekannt ist, kann dieses Buch als Einführung in die spannende Endspielwelt dienen. Möglicherweise bringt es sie sogar zum systematischen Studium der Endspieltheorie.
Dies ist nach meiner tiefen Überzeugung - und entgegen der weit verbreiteten Meinung - deutlich effektiver, als die endlose Beschäftigung und das Auswendiglernens von Eröffnungen.
Das Ergebnis wird sicher ein deutliches Wachstum der Ratingzahl und bessere Turnierergebnisse sein.
Als "Tragikomödien" bezeichne ich die Fälle grober Fehler im Endspiel, die für die Spieler selbst traurig, aber für die Zuschauer amüsant sind. Wie bereits in der "Endspieluniversität" bemerkt, wo mehrere Kapitel mit einem Abschnitt "Tragikomödien" endeten, dienen solche Beispiele als hervorragende Warnung vor dem Ignorieren der elementaren Endspieltheorie.
Noch dazu hat die Praxis gezeigt, dass Tragikomödien fest in Erinnerung bleiben und so helfen, sich die darin enthaltenen Endspielideen besser anzueignen.
Auf jedem Turnier, praktisch in jeder Runde, kommen immer wieder neue Beispiele von lehrreichen Endspielfehlern vor. Wenn man will, kann man eine mehrbändige Enzyklopädie über dieses Thema herausgeben. H
ierauf haben sich bereits einige Autoren spezialisiert, z.B. Leonid Werhovsky oder Adrian Mikhalchishin. Ich habe nicht vor den Leser mit den neuesten Beispielen bekannt zu machen (wozu?), sie kommen aber trotzdem oft genug in diesem Buch vor. Im Gegenteil, ich nutze sehr gern bereits früher publizierte Fragmente.
Der Umfang und die Neuheit des untersuchten Materials sind nämlich nicht so wichtig, viel wichtiger ist es, wie gut das Material erfasst werden kann, d.h. die Lehren, die der Leser aus dem Buch zieht. Deshalb wurden mehrere weniger eindrückliche Beispiele aus meiner Sammlung in diesem Buch nicht berücksichtigt. Man beachte auch einige andere selbstauferlegte Einschränkungen.
Da dieses Buch eigentlich eine Art Prolog (oder besser Zugabe) zur "Endspieluniversität" ist, habe ich die Beispiele daraus (und aus meinen anderen Büchern) nicht genutzt. Bevorzugt wurden Episoden aus den Spielen von sehr starken oder sehr bekannten Schachspielern.
Schnell- oder Blitzpartien wurden dabei nicht berücksichtigt (mit seltenen Ausnahmen) - denn in starker Zeitnot kann ein Schachspieler jede denkbare Dummheit begehen, und es ist sinnlos, dies durch tiefgründige Erläuterungen erklären zu wollen - allerdings muss man heutzutage das Endspiel fast immer in starker Zeitnot spielen.
Die Ursache dafür liegt in der prinzipiellen Veränderung der Zeitkontrolle, die mit der Abschaffung von Hängepartien verbunden ist. Die ganze Geschichte ist dazu durch die ruinöse FIDE-Politik erschwert, die auf die maximale Erhöhung des Spieltempos gerichtet ist. Das führt zwangsläufig zu Oberflächlichkeit, zum Fehlen tief überlegter Entscheidungen, tötet damit Schach als Kunst und entzieht den gespielten Partien den ideellen und ästhetischen Wert. Übrigens, unter solch schwierigen Bedingungen sind gute Kenntnisse und das Verständnis des Endspiels besonders wichtig.
Bei Zeitmangel kann man gerade im Endspiel, in diesem Teil der Schachpartie weniger erfahrene Gegner regelmäßig überspielen. Man sollte den Lehrstoff aktiv studieren, indem man versucht die Aufgaben, die sich beim Nachspielen der Partien ergeben, selbst zu lösen.
Bei mehreren Diagrammen findet man oben neben der Angabe, wer am Zug ist (O- Weiß am Zug; o - Schwarz am Zug) ein Fragezeichen (?) - das bedeutet, dass man diese Stellung als Übung benutzen kann. Die meisten Übungen sind einfach, aber es sind auch "harte Nüsse" dabei.